Wohngemeinschaft für Menschen mit Demenz

Das Leitbild unserer WG


Wir sind davon überzeugt, dass statt der oft noch vorherrschenden Kultur der "Demenzpflege" eine neue Kultur der "Begleitung von Menschen mit Demenz" der einzige Weg ist, um unseren Anspruch der individuellen, wertschätzenden und respektvollen Unterstützung der Bewohnerinnen und Bewohner in einem hohen Maß umzusetzen.

Dem alten, biologisch-medizinisch geprägten Bild von Demenz als stets verheerender Krankheit mit einem unaufhaltsamen, von stetigem Abbau und Verlust geprägten Verlauf setzen wir ein neues, von der aktuellen Demenzforschung gestütztes Bild entgegen.

Ein anderes Bild von Demenz


Demenz ist kein isoliert ablaufender, vorbestimmter verheerender neurologisch- biologischer Abbauprozess. Denn wie eine Demenz sich individuell entwickelt, wird in gravierendem Ausmaß vom sozialen Umfeld, von der Art der Kommunikation und Interaktion beeinflusst. Trotz Demenz können Menschen relativ glücklich leben. Demenz beinhaltet niemals nur Abbau, Trauer, Leid und Furcht!

Ein anderes Menschenbild


Aus dem "Demenzkranken" wird der "Mensch mit Demenz". Er stellt keine ausgelöschte, sondern eine einzigartige Persönlichkeit mit dem Bedürfnis nach Liebe, Trost und Einbindung, nach sinnvoller Betätigung und Identität dar. Er verfügt über eine höchst individuelle, körperliche, emotionale und sinnliche Erlebensqualität und bleibt eine Persönlichkeit.

Ein anderes Pflegeverständnis; UNSER Pflegeverständnis


Es geht uns nicht um Pflege im klassischen Sinn, sondern um Begleitung von Menschen mit Demenz in ihrer konkreten Lebenssituation. Ziel dieser Begleitung (oder: personenzentrierten Pflege) ist es, dem Menschen mit Demenz zu ermöglichen, sich als Person zu erfahren und sein Personsein zu stärken.

Im Mittelpunkt steht das kontinuierliche Bemühen, "Brücken" zur Welt von Menschen mit Demenz zu bauen. Kreative, körper- und sinnesbezogene Kommunikations- und Interaktionsformen sind die wichtigsten Bausteine dieser Brücken. Singen, Lachen, Gestalten, Tanzen, Streicheln, Essen zelebrieren und Feste feiern sind nicht gelegentliches Beiwerk von Pflege, sondern zentrale Interaktions- und Handlungsformen.

Ein anderes Verständnis bei Betreuenden


Die Betreuenden verstehen sich als Begleiter/innen des Menschen mit Demenz. Eine suchende Grundhaltung und die Fähigkeit, mit unstrukturierten Situationen umgehen zu können, zeichnen sie aus. Jede noch so unsinnig erscheinende Handlung und Verhaltensweise eines Menschen mit Demenz wird als sinnbehaftet verstanden; die Aufgabe ist es, diesen Sinn zu entschlüsseln und zu übersetzen. Die Betreuenden sind in der Lage und bereit, sich auf die Welt und die Sichtweise von Menschen mit Demenz vollkommen einzulassen und von ihnen auch anzunehmen und zu lernen. Sie bringen sich als Person ganz ein und reflektieren ihr Tun. Sie geben nicht nur, sondern sie sorgen im Sinne einer Selbstpflege der Pflegenden auch für ihr eigenes physisches und psychisches Wohlergehen. Sie sind bereit, kontinuierlich Neues zu erlernen.

Eine andere Form des Miteinanders


Begleitung von Menschen mit Demenz bedeutet eine nicht-hierarchische Zusammenarbeit aller Beteiligten. Berufliche Helfer/innen und pflegende Angehörige, Menschen mit und Menschen ohne Demenz, Helfer/innen mit (pflege)beruflichem Abschluss und Präsenzkräfte: Sie arbeiten auf der Basis eines gemeinsamen Grundverständnisses, auf gleicher Augenhöhe zusammen. Weder Angehörige von Menschen mit Demenz noch berufliche Helfer/innen sind nachrangige Hilfskräfte der jeweils anderen.

Kooperation beinhaltet ein auf Gleichberechtigung und Partnerschaft basierendes Bündnis zwischen familiär und beruflich Betreuenden: Die Betreuenden profitieren von den unterschiedlichen Perspektiven, die sie in die Beziehung zu Menschen mit Demenz entwickeln und tragen gemeinsam zur Stärkung der Identität bei.

"Erfolgreich kooperieren heißt, den anderen gut aussehen zu lassen" (W. Palmowski)